In Kapitel 7 haben wir bereits die Struktur des Atoms kennengelernt. Ein Atom besteht im Wesentlichen aus einem positiv geladenen Atomkern und den Atomkern umkreisenden Elektronen. In diesem Kapitel knüpfen wir nun daran an. Wir werden uns mit den Spektren der von Atomen ausgesandten elektromagnetischen Strahlung auseinandersetzen. Die beobachteten diskreten Linienspektren deuten darauf hin, dass Elektronen in einem Atom mit bestimmten diskreten Energiewerten an den Atomkern gebunden sind. Dieses Phänomen konnte nicht mit den Mitteln der klassischen Physik erklärt werden. Erst die Einführung der Quantenmechanik erlaubte es ein tieferes Verständnis der elektronischen Eigenschaften von Atomen zu gewinnen.
Als einfaches aber instruktives Beispiel zur Anwendung der Wellenmechanik von Teilchen und einer ersten Nutzung der Quantenmechanik werden wir das Bohrsche Atommodell zur Berechnung der grundlegenden Eigenschaften des Spektrums des Wasserstoffatoms kennenlernen. Trotz seiner Einfachheit erlaubt dieses Modell nicht nur die grundlegenden Eigenschaften von Wasserstoffatomen zu beschreiben, sondern auch die von anderen Systemen, in denen eine positive Ladung von einer negativen umkreist wird. Beispiele sind Rydberg-Atome oder Exzitonen in Halbleitern. Des Weiteren diskutieren wir das Franck-Hertz-Experiment, in welchem die diskrete Struktur der Bindungen von Elektronen im Atom in Stossexperimenten, im Einklang mit dem Bohrschen Atommodell, beobachtbar ist. Wir betrachten ebenfalls eine Erweiterung des Bohrschen Modells nach Arnold Sommerfeld und zeigen gleichzeitig die Grenzen des Bohr-Sommerfeld-Modells auf. Anschliessend setzen wir uns mit Rydberg-Atomen auseinander, die durch das Bohrsche Atommodell gut beschrieben werden und auch ein Thema in der aktuellen Forschung sind. Zum Abschluss des Kapitels folgt ein Exkurs zu den Einstein-Koeffizienten, die es erlauben die Absorption und Emission von elektromagnetischer Strahlung in Atomen zu beschreiben.
Im Allgemeinen beschreiben die in Messungen aufgenommenen Spektren von atomaren oder molekularen Gasen die Frequenzabhängigkeit der Emission oder Absorption von elektromagnetischer Strahlung in Atomen oder Molekülen. Diese Spektren sind charakteristisch für die innere Struktur der Atome oder Moleküle. Spektren können auch zur Untersuchung der Eigenschaften von Festkörpern und Sternen aufgenommen werden. Optische Spektren sind eine wichtige Quelle für Informationen über die elektronische Struktur und den Aufbau von Atomen und daher ein wichtiges Hilfsmittel in der Atomphysik.
Zur Beobachtung von Emissionsspektren muss das zu untersuchende Objekt, bzw. die zu untersuchende Substanz, zuvor angeregt worden sein. Dann kann die Frequenzabhängigkeit der emittierten Strahlung untersucht werden. Absorptionsspektren können aufgenommen werden, indem ein Objekt mit einem kontinuierlichen Spektrum (z.B. dem eines schwarzen Strahlers) bestrahlt wird und seine Absorption bei charakteristischen Frequenzen beobachtet wird.
Häufig unterscheidet man drei verschiedene Typen von Spektren:
Heisse und dichte Objekte, z.B. leuchtende Festkörper oder Gase mit hoher Dichte, zeigen ein kontinuierliches Spektrum. Solche Spektren, wie z.B. das Spektrum der Sonne, lassen sich oft durch die Schwarzkörperstrahlung annähern (siehe Kapitel 5).
Linienspektren sind typisch für Objekte bei niedrigen Temperaturen und geringer Dichte, wie z.B. bei atomaren oder molekularen Gasen. Ein solches Spektrum besteht aus einzelnen gut experimentell auflösbaren diskreten Linien.
Bandenspektren können als eine teilweise kontinuierliche Überlagerung von einer grossen Zahl von Linienspektren aufgefasst werden. Sie werden vorwiegend in molekularen Gasen beobachtet.
In experimentell aufgenommenen Spektren wird die von einer Substanz emittierte oder absorbierte Strahlungsleistung oder Intensität häufig gegen verschiedene für die Frequenz der Strahlung charakteristische Messgrössen aufgetragen. Welche dieser Grössen verwendet wird, hängt von den Gepflogenheiten der spezifischen Fachrichtung ab.
Die Wellenlänge wird in der Einheit m gemessen. Wellenlängenangaben beziehen sich im allgemeinen auf das Vakuum
wobei der Brechungsindex
ebenfalls eine Funktion der Wellenlänge
ist (Dispersion). Gemessen werden solche Spektren mit Hilfe von
Beugungs-Gittern.
Die Frequenz, welche im Gegensatz zur Wellenlänge nicht vom betrachteten Medium abhängt, wird in der Einheit Hz gemessen. Der Zusammenhang zur Wellenlänge ist gegeben durch
Die Wellenzahl wird in der Einheit 1/m gemessen und es gilt
Die Energie
wird in der Einheit eV (Elektronenvolt) angegeben.
Spektren geben im gesamten Frequenzbereich elektromagnetischer Strahlung (siehe Abb. 8.1), von Radiowellen bis Gammastrahlung, Auskunft über die Eigenschaften von Substanzen.
Nach den allgemeinen Bemerkungen zu den Spektren schauen wir uns als nächstes ein paar Beispiele von Spektren an (siehe Abb. 8.2). Die Sonne als beinahe schwarzer Strahler (siehe Abschnitt 5.4.7) zeigt ein kontinuierliches Spektrum. Atome, wie z.B. Wasserstoff, Helium, Quecksilber oder Uran, zeigen wie für Atome typisch Linienspektren, die sowohl in Absorption oder in Emission beobachtet werden können.
Diskrete Emissions- und Absorptionsspektren von Atomen können nicht mit Methoden der klassischen Physik erklärt werden. Klassische Theorien würden beliebige Elektronenenergien und somit kontinuierliche Spektren vorhersagen.
Man könnte aus der Tatsache, dass ein Atom bestimmte Frequenzen (Spektrallinien) aussendet, schliessen, dass ein Atom als klassisches lineares Schwingsystem mit vielen Freiheitsgraden aufgefasst werden kann. Doch selbst einfache Atome mit wenigen Freiheitsgraden, wie z.B. das Wasserstoffatom, hat sehr viele Spektrallinien, die im Oszillatormodell schwer zu verstehen wären. Selbst die Annahme, dass das Atom durch ein anharmonisches Schwingsystem beschrieben sei, löst dieses Problem nicht. Denn bei solchen Systemen hängen die Schwingungsperioden von den Amplituden ab, so dass man keine scharfen Spektrallinien, sondern eher kontinuierliche Spektren erwarten würde.
Nicht einmal die Stabilität des Elektrons auf seiner Bahn um den Atomkern, und somit die Stabilität des Atoms selber, kann mit klassischen Methoden erklärt werden.
Wir betrachten hier als Beispiel das einfachste Atom, das Wasserstoffatom. Es
besteht aus einem Proton, das von einem einzigen Elektron umkreist wird.
Wir nehmen an, dass sich das Elektron auf einer Kreisbahn mit zunächst
konstanter Winkelgeschwindigkeit bewegt. Für die zum Kern (Proton) gerichtete
Zentralbeschleunigung ist die Coulomb-Kraft verantwortlich. Der Kern ist einige
tausend Mal schwerer als das Elektron und kann daher als raumfest betrachtet
werden. Dieses System aus Proton und Elektron lässt sich somit als ein rotierender
elektrischer Dipol beschreiben. Die Kreisbewegung kann als Superposition einer
harmonischen Schwingung längs der x-Achse mit einer harmonischen Schwingung
längs der y-Achse aufgefasst werden (siehe Abb. 8.3). Ein oszillierender Dipol strahlt
elektromagnetische Wellen ab. Demzufolge verliert das Elektron auf seiner Bahn und
somit das Atom dauernd an Energie. Mit anderen Worten das Elektron verliert auf
seiner Bahn kinetische Energie und würde somit auf einer Spiralbahn mit
zunehmender Umlaufsfrequenz unaufhaltsam in den Kern stürzen. Wenn wir von
einem Bahnradius ausgehen, der etwa einem Atomradius entspricht, d.h. 1 Å , dann
wäre die Lebensdauer des Atoms von der Grössenordnung von
s. Dies
steht jedoch klar im Widerspruch mit der Tatsache, dass Atome (in ihrem
Grundzustand) stabil sind und dass Atome Licht bei diskreten Frequenzen
abstrahlen und kein kontinuierliches Spektrum haben (siehe Abschnitt 8.1.1).
. Nach der klassischen
Vorstellung würde das Elektron auf seiner Bahn kinetische Energie verlieren und
auf einer Spiralbahn in den Kern stürzen.Hier bemerken wir, dass das von einem heissen Körper emittierte kontinuierliche Spektrum auch von Atomen herrührt, die jedoch sehr stark miteinander gekoppelt sind. Einzelne Atome haben jedoch diskrete Spektren.
Im Jahre 1908 fand Walter Ritz (Schweizer Mathematiker und Physiker) bei der Betrachtung von Atomspektren eine Gesetzmässigkeit, die einen ersten Ansatzpunkt zur Erklärung der Spektren von Atomen liefert. Diese wird auch als Ritzsches Kombinationsprinzip bezeichnet:
Die Frequenz
jeder Spektrallinie eines Atoms lässt sich darstellen als die Differenz
zwischen zwei sogenannten Spektraltermen
und
Jede Atomsorte hat einen für sie charakteristischen Satz von Spektraltermen
.
Als formales Beispiel betrachten wir ein System mit drei Spektraltermen
,
und
. Demzufolge lässt es folgende drei Frequenzen zu
Aus
folgt, dass zwischen den drei Frequenzen die
folgende Beziehung gelten muss
Aus diesen Betrachtungen ergibt sich folgende Interpretation für das
Kombinationsprinzip: Das System in unserem Beispiel hat drei diskrete Energieniveaus
,
und
und kann unter Emission eines Photons von
einem Niveau in ein anderes übergehen, wobei die Energie
des Photons der
Differenz zwischen den beiden Energieniveaus entspricht (siehe Abb. 8.4).
Bevor wir uns dem Bohrschen Atommodell zuwenden, welches die ersten Erklärungsansätze zum Verständnis des Spektrums des Wasserstoffatoms lieferte, setzen wir uns noch etwas genauer mit dem Wasserstoffatom auseinander. Das Wasserstoffatom bestehend aus einem Proton und einem Elektron ist das einfachste Atom. Es nahm daher während dem letzten Jahrhundert immer wieder eine zentrale Rolle bei der Entwicklung von Atommodellen ein.
Betrachten wir das Energieschema des Wasserstoffatoms (siehe Abb. 8.5) so entspricht jedem Übergang zwischen einem Paar von Energieniveaus einer Spektrallinie im Spektrum des Wasserstoffatoms. Im sichtbaren Wellenlängenbereich gibt es drei charakteristische Linien (Wellenlängen: 656.3 nm, 486.1 nm und 434.0 nm), welche zusammen mit einer ganzen Schar von Linien im nahen UV-Bereich eine sogenannte Serie von Spektrallinien bilden. Der Abstand der Linien dieser Serie nimmt zu kleineren Wellenlängen ab, bis die Linien schlussendlich gegen einen Grenzwert konvergieren. Diese Serie von Spektrallinien im Wasserstoffatom wird Balmer-Serie genannt und wurde historisch, da sie im sichtbaren Frequenzbereich liegt, als erste entdeckt. Der Namensgeber Johann Jakob Balmer (Schweizer Mathematiker und Physiker) fand 1885 eine Formel für die Wellenlängen der Serie
wobei
ein empirisch gefundener Zahlenwert ist.
Weitere Untersuchungen zeigten, dass das Wasserstoffatom aus sehr vielen solchen Serien besteht. Dabei spielte vor allem die Beobachtung von Licht, das von astrophysikalischen Quellen ausgesandt wird, eine entscheidende Rolle, da es zum Zeitpunkt dieser Untersuchungen schwierig war, auf der Erde reinen Wasserstoff zu isolieren und experimentell zu untersuchen. Die Gesamtheit der beobachteten Serien wird durch die sogenannte Rydberg-Formel, welche aus rein empirischen Untersuchungen von Johannes Rydberg gefunden wurde, beschrieben
wobei die ganzen Zahlen
und
, die sogenannten Hauptquantenzahlen, den
Anfangszustand bzw. den Endzustand bezeichnen und
die
Rydberg-Konstante ist. Den Wert der Rydberg-Konstanten ermittelte Rydberg aus
experimentellen Daten des Wasserstoffspektrums. Die Rydberg-Kon-stante wird
auch häufig äquivalent in Einheiten von Energie, Wellenlänge oder Frequenz
angegeben.
Die Balmer-Formel (8.9) ist ein Spezialfall der Rydberg-Formel (8.10) für
.
Die wichtigsten Serien beim Wasserstoffatom sind neben der Balmer-Serie die
Lyman-, Paschen-, Brackett und Pfund-Serie (siehe Tab. 8.1).
![]() | Name der Serie | Formel | Bereich im Spektrum |
| 1 | Lymann-Serie | ![]() | UV |
| 2 | Balmer-Serie | ![]() | sichtbar |
| 3 | Paschen-Serie | ![]() | infrarot |
| 4 | Brackett-Serie | ![]() | infrarot |
| 5 | Pfund-Serie | ![]() | infrarot |
Der Vergleich der Rydberg-Formel (8.10) mit dem Ritzschen Kombinationsprinzip
aus Abschnitt 8.1.3 zeigt, dass der Ausdruck
gerade den Spektraltermen
entspricht. Die Terme
können somit als mögliche Energieniveaus des
Elektrons im Atom interpretiert werden für die das Bohrsche Atommodell eine erste
Erklärung lieferte.
Das Bohrsche Atommodell war das erste einfache Modell zur Erklärung des Spektrums des Wasserstoffatoms. Es wurde vom dänischen Physiker Niels Bohr um 1913 entwickelt. Einerseits ging er vom (klassischen) Rutherfordschen Atommodell (siehe Abschnitt 7.5.2) aus, indem er annahm, dass sich im Wasserstoffatom das negativ geladene Elektron auf einer Kreisbahn um den positiv geladenen Kern bewegt. Andererseits formulierte er ausgehend von den experimentellen Erkenntnissen über atomare Spektren drei Postulate. Das Modell wird daher auch oft als semiklassisches Atommodell bezeichnet.
Wir beginnen mit dem klassischen Modell für die Bahnbewegung des Elektrons im
Wasserstoffatom. Das Elektron bewegt sich auf einer Kreisbahn um das Proton (siehe
Abb. 8.3). Diese Kreisbahn ergibt sich aus dem Gleichgewicht zwischen
der anziehenden Coulomb-Kraft
zwischen Elektron und Kern, und der
Zentripetalkraft
, die das Elektrons mit Masse
und Geschwindigkeit
auf
seiner Bahn mit Radius
wahrnimmt
Daraus ergibt sich die folgende Bedingung für die Geschwindigkeit
des Elektrons,
um bei einem gegebenem Bahnradius
zu einer stabilen Kreisbahn zu
führen
Die Gesamtenergie des Elektrons auf einer solchen Bahn setzt sich aus kinetischer und potentieller Energie zusammen. Für die kinetische Energie erhalten wir mit (8.12)
Die potentielle Enegie
entspricht der Arbeit, die man gewinnt, wenn man das
Elektron aus dem Unendlichen unter Einwirkung der Coulomb-Kraft
zum
Abstand
vom Kern bringt
Dies entspricht der Bindungsenergie1 und nimmt dementsprechend einen negativen Wert an. Damit erhalten wir für die Gesamtenergie in diesem klassischen Modell
Wie wir in Abschnitt 8.1.2 gesehen haben, ist es mit einem solchen Modell zusammen mit den Gesetzen aus der klassischen Elektrodynamik nicht möglich die Stabilität von Atomen und insbesondere die Charakteristiken von atomaren Spektren zu erklären. Um diese Lücke zwischen der klassischen Physik und den experimentellen Beobachtungen zu schliessen, formulierte Bohr drei Postulate:
, die Energieterme des Atoms, erlaubt. Wie bei Rydberg wird
Hauptquantenzahl genannt.
(also grösserem
) auf eine Bahn mit grösserer Bindungsenergie
(kleinerem
) zu gelangen. Für das bei diesem Übergang emittierte Photon gilt
der folgende Zusammenhang
Bei der Absorption von Photonen erfolgt der umgekehrte Prozess. Aus dem Vergleich mit der Rydberg-Formel (8.10) schrieb Bohr für die Energieterme
wobei
die Rydberg-Konstante bezeichnet. Das Minuszeichen zeigt an, dass
es sich dabei um Bindungsenergien handelt.
) gehen die Gesetze der
Quantenmechanik in diejenige der klassischen Mechanik über. Dieses Prinzip
wird Korrespondenzprinzip genannt. Insbesondere lässt sich durch
das Korrespondenzprinzip mit Hilfe der ersten beiden Postulate die
Rydberg-Konstante
in (8.17) und (8.18) und damit auch die
Energieniveaus
des Wasserstoffatoms durch atomaren Grössen
ausdrücken.Ausgehend von diesen Postulaten berechnen wir nun die Rydberg-Konstante und
drücken sie durch atomare Grössen aus. Wir betrachten den Übergang eines
Elektrons zwischen benachbarten Bahnen, d.h.
, bei grossem
.
Aus (8.16), (8.17) und (8.18) erhalten wir für die Frequenz der dabei emittierten
Strahlung
Als nächstes drücken wir den (klassischen) Ausdruck für die Energie
in (8.15) in
Abhängigkeit der (klassischen) Frequenz
aus. Mit
und (8.12)
erhalten wir
Auflösen nach dem Bahnradius
ergibt
Einsetzen in (8.15) liefert schliesslich für die Energie
den Ausdruck
Nach Postulat 3 nehmen wir nun an, dass mit wachsender Hauptquantenzahl
die Gesetze der Quantenmechanik in diejenige der klassischen Mechanik
übergehen und können deshalb
in (8.22) durch den Ausdruck in (8.19)
ersetzen
Gleichsetzen mit (8.17) ergibt
Daraus erhalten wir für die Rydberg-Konstante
den folgenden Ausdruck
Dieser Ausdruck ist in guter Übereinstimmung mit dem empirisch gemessenen Wert aus Abschnitt 8.2.
Ebenfalls erhalten wir einen Ausdruck für den n-ten Bahnradius
des Elektrons
im Wasserstoffatom. Gleichsetzen von (8.15) und (8.17) ergibt
Einsetzen von (8.25) liefert für den n-ten Bahnradius
wobei der kleinste Bahnradius
m Bohrscher Radius genannt wird
und üblicherweise mit
bezeichnet wird.
Weiter ergibt sich mit (8.12) und (8.27) für den Betrag des Bahndrehimpulses
des Elektrons
Mit
ergibt sich
D.h. der Bahndrehimpuls ist ein ganzzahliges Vielfaches von
.
Als nächstes schauen wir uns zur besseren Veranschaulichung noch eine zweite gleichwertige Formulierung des Bohrschen Atommodells an. Wir betrachten die Bahnbewegung des Elektrons wiederum klassisch. Die Coulomb-Kraft ist verantwortlich für eine Kreisbewegung und die Bahngeschwindigkeit ist gegeben durch (8.12)
Ebenfalls ist die Gesamtenergie des Elektrons gegeben durch (8.15)
Als nächstes kommen wir zu den 3 Postulaten von Bohr. An den ersten beiden
Postulaten wird im Wesentlichen festgehalten: Für das Elektron im Wasserstoffatom
sind nur ganz bestimmte diskrete Bahnen mit den Energie
erlaubt, die
Bewegung auf diesen Bahnen erfolgt strahlungslos, jedoch kann Strahlung beim
Übergang eines Elektrons von einer Bahn auf eine andere emittiert oder absorbiert
werden, für diesen Übergang gilt
und die Energieniveaus sind nach
Rydberg gegeben durch
.
In der vorherigen Betrachtung resultierten nun die charakteristischen Grössen für die
Elektronenbahnen (Rydberg-Konstante (Energie), Radius, Bahndrehimpuls) aus der
Annahme, dass mit wachsendem Bahnradius (wachsender Hauptquantenzahl
) die
Gesetze der Quantenmechanik in diejenige der klassischen Mechanik übergehen und
der daraus resultierenden Grenzbetrachtung: Gleichsetzen der Umlauffrequenz auf
den klassischen Kreisbahnen mit der (quantenmechanischen) Frequenz der
emittierten oder absorbierten Strahlung für hohe
.
Anstelle dieser Grenzbetrachtung tritt zur Bestimmung der Elektronenbahnen nun
folgende gleichwertige Betrachtung: Wir betrachten die de Broglie-Wellenlänge
des Elektrons auf seiner klassischen Bahn um den Atomkern
Mit (8.30) erhalten wir
Für das Elektron im Wasserstoffatom sind nun nur die Bahnradien
erlaubt für
die die Materiewelle des Elektrons mit sich selbst konstruktiv interferiert, d.h. die
Länge der Umlaufbahn
muss einem ganzzahligen Vielfachen der de
Broglie-Wellenlänge
des Elektrons entsprechen. Oder in anderen Worten
ausgedrückt: Die Materiewelle muss nach einer Umdrehung wieder auf sich selber
treffen. Demzufolge lautet die Gleichung zur Bestimmung der Bahnradien
(Interferenzbedingung)
Wenn die Länge der Umlaufbahn kein ganzzahliges Vielfaches der de
Broglie-Wellenlänge ist, tritt destruktive Interferenz auf und die Bahn existiert nicht.
Aus (8.34) erhalten wir mit (8.33) in Übereinstimmung mit (8.27) für den n-ten
Bahnradius
des Elektrons
Der Bahnradius
ist also quadratisch in der Hauptquantenzahl
des Elektrons
im Wasserstoffatom.
Analog zu (8.28) und (8.29) ergibt sich auch die Quantisierung des Betrags des
Bahndrehimpulses
zu:
.
Für die Gesamtenergie
des Elektrons im Wasserstoffatom ergibt sich mit (8.35)
aus (8.31)
Gleichsetzen mit der Rydberg-Formulierung (8.17) ergibt in Übereinstimmung mit (8.25) für die Rydberg-Konstante
Dabei ist zu beachten, dass die Energie des Elektrons
umgekehrt proportional
ist zum Quadrat der Hauptquantenzahl
. Dieses Verhalten ist charakteristisch für
die
-Abhängigkeit des Coulomb-Potentials.
an ein
Elektron weiter, welches dadurch von einem tiefer liegenden Energieniveau
in ein höher liegendes Energieniveau wechselt.
in ein tiefer
liegendes Energieniveau. Das Elektron muss zuvor durch Energiezufuhr
auf dieses höhere Energieniveau gebracht worden sein.
) ist nur der Grundzustand
des Wasserstoffatoms (
) besetzt. Deshalb kann man bei normalen
Temperaturen nur die Lyman-Serie in Absorption beobachten. Bei höheren
Temperaturen, wie sie z.B. in der Atmosphäre von Sternen vorkommen,
ist auch der erste angeregte Zustand des Wasserstoffs (
) besetzt
und weitere Spektrallinien können beobachtet werden.
Wie bereits erwähnt lässt sich das Bohrsche Atommodell auch zur Erklärung der
Spektren anderer wasserstoffähnlicher Systeme verwenden. Ein Beispiel sind Ionen
mit einem einzigen verbleibenden Elektron, das sich mit einer Geschwindigkeit
auf einer Kreisbahn mit Radius
um einen positiv geladenen Kern mit
Kernladungszahl
bewegt (z.B. He
oder Li
(siehe Abb. 8.6)).
) mit einer Geschwindigkeit
auf einer Kreisbahn mit
Radius
umkreist.Aus dem Kräftegleichgewicht ergibt sich unter Beachtung der Kernladung
für die Bahngeschwindigkeit
einer stabilen Bahn des Elektrons
Die analoge Rechnung wie in Abschnitt 8.3 führt zu folgendem Ausdruck für die
Bahnradien
des Elektrons
Die Gesamtenergie
ist nach (8.13), (8.14) und (8.15) gegeben durch
Einsetzen von (8.39) und (8.40) ergibt
Zum Abschluss geben wir noch die Frequenz
der emittierten oder absorbierten
Strahlung bei einem Elektronenübergang an. Mit (8.42) ergibt sich aus (8.16)
wobei
die Rydberg-Konstante ist. Somit erkennen wir, dass die
Bindungsenergie und auch die Energie der emittierten Photonen wie
mit der
Kernladungszahl des ionisierten Atoms skaliert. Daher haben Ionen immer deutlich
höhere Übergangsfrequenzen als neutrale Atome.
Bisher haben wir idealisiert angenommen, dass der Kern, um den sich das Elektron
bewegt in Ruhe ist. Dies ist nur der Fall, wenn der Kern unendlich schwer wäre. In
der Realität hat der Kern aber eine endliche Masse und bewegt sich mit dem
Elektron um einen gemeinsamen Schwerpunkt. Wir berücksichtigen diese
Mitbewegung des Kerns im Bohrschen Atommodell. Die dadurch hervorgerufene
Korrektur der Rydberg-Konstante kann den Unterschied zwischen dem gemessenen
Wert für die Rydberg-Konstante
(siehe Abschnitt 8.2) und
dem theoretischen Wert
aus (8.25) beim Wasserstoffatom
erklären. Ausserdem erlaubt diese Betrachtung aus der genauen Vermessung des
elektronischen Spektrums eines Atoms, Isotope mit unterschiedlichen Kernmassen
experimentell nachzuweisen.
Die Bewegung des Kerns und des Elektrons mit den Massen
und
und Abstand
kann aufgefasst werden als die Bewegung eines fiktiven
Teilchens, das den Schwerpunkt im Abstand
umläuft und die reduzierte
Masse
besitzt. Die Masse
des Elektrons muss also
durch die reduzierte Masse
ersetzt werden. Damit erhalten wir für die
korrigierte Rydberg-Konstante, die wir mit
bezeichnen, folgenden
Ausdruck
Für das Wasserstoffatom ist für
die Protonenmasse einzusetzen. Es ergibt sich
der folgende Wert
was in dieser Genauigkeit mit dem gemessenen Wert
übereinstimmt.
Nach dieser Betrachtung können wir folgendes Fazit ziehen: Die Spektren aller
Einelektronensysteme (Atome oder Ionen mit einem einzigen Elektron) stimmen bis
auf den Faktor
und die Rydberg-Konstante
überein
Dies deckt sich mit den experimentellen Resultaten. Insbesondere wurden für He
diverse Serien von Spektrallinien gefunden die durch (8.46) beschrieben werden. Wie
bereits erwähnt, können solche Bohrschen Atommodelle auch andere Phänomene
erklären, z.B. wenn in einem Halbleiter ein einzelnes Elektron mit einem positiv
geladenen Kern einen gebundenen Zustand bildet und damit ein sogenanntes Exziton
formt.
Betrachtet man die optischen Spektren von Atomen mit einer höheren Auflö-sung, so
zeigt sich, dass einzelne Linien eine Substruktur aus mehreren Linien aufweisen, die
sogenannte Feinstruktur. Aufgrund der Beobachtung solcher Feinstrukturen beim
Wasserstoffatom und beim He
-Ion postulierte Sommerfeld um 1915 eine
Erweiterung des Bohrschen Atommodells.
Im Bohrschen Atommodell haben wir angenommen, dass sich die Elektronen auf
Kreisbahnen um den Kern bewegen. Aus der Betrachtung der mechanischen Gesetze
folgerte Sommerfeld, dass neben den Kreisbahnen auch Ellipsenbahnen möglich sind.
Zur Beschreibung dieser Bahnen ist neben der Hauptquantenzahl
eine
zweite Quantenzahl notwendig. Die Hauptquantenzahl bestimmt weiterhin die
Gesamtenergie
nach der Formel
Zugleich bestimmt sie auch die grosse Hauptachse
der Ellipse. Zur Festlegung
der kleinen Hauptachse
ist nun die neue Quantenzahl
verantwortlich: Der
Betrag des Bahndrehimpulses muss ein Vielfaches von
sein
Der Vergleich mit (8.29) zeigt, dass wenn
ist, die Ellipsenbahn zu einem
Kreis wird. Zusammenfassend können wir sagen, dass zu jeder Hauptquantenzahl
(und damit zur Energie
) eine grosse Hauptachse
gehört, jedoch
verschiedene kleine Hauptachsen
, welche durch die zweite Quantenzahl
festgelegt werden.
Wir wissen nun, dass zu jeder Energie
zwar verschiedene Bahnen gehören,
jedoch ist die Zahl der beobachtbaren Linien im Spektrum gleich geblieben, d.h. das
bisherige Modell liefert noch keine Erklärung für die anfangs erwähnte Feinstruktur
in atomaren Spektren. Sommerfeld postulierte 1916 daher eine weitere Erweiterung:
Die Berücksichtigung der bisher vernachlässigten Relativitätstheorie. Dadurch wird
die Masse
zu einer Grösse die von der Geschwindigkeit abhängt. Ein qualitatives
Verständnis liefert die Anwendung des 2. Keplerschen Gesetzes auf Atome: Zieht man
eine Verbindungslinie zwischen Kern und Elektron so überstreicht diese in gleichen
Zeiten gleich grosse Flächen. Folglich bewegen sich die Elektronen auf ihren
Ellipsenbahnen näher am Kern schneller und sind daher auch schwerer. Dies
führt zu einer Änderung der Bahnform und der Energie: Das Elektron führt
eine Art Rosettenbewegung durch und für die Energie
ergibt sich nach
Sommerfeld
Dabei bezeichnet
die Feinstrukturkonstante, welche gegeben ist durch
Die Grössenordnung dieser relativistischen Korrekutur ist
und daher eher
klein.
Mit dem Bohrschen Atommodell inkl. den Erweiterungen durch Sommerfeld ist es möglich das Spektrum des Wasserstoffatoms zu beschreiben. Bei der Betrachtung von anderen Atomen kommen jedoch schnell die Grenzen dieses Modells zum Vorschein, auf die wir nun im nächsten Abschnitt eingehen.
Das Bohr-Sommerfeld-Modell beschreibt einige grundlegende Eigenschaften des Wasserstoffatoms in guter Näherung. Das Modell erlaubt es aber nicht korrekte Vorhersagen für Atome mit mehreren Elektronen zu treffen.
Selbst beim Wasserstoffatom macht das Modell nur Aussagen über die Frequenz der emittierten oder absorbierten Strahlung. Angaben über relative Intensitäten der von verschiedenen Übergängen emittierten Strahlung können kaum gemacht werden. Bohr versuchte diese Schwachpunkte durch das Korrespondenzprinzip auszumerzen. Wie in Abschnitt 8.3 werden dazu Grössen wie Frequenz oder auch Strahlungsintensität klassisch berechnet und durch Grenzbetrachtungen in die Quantentheorie übertragen.
Ebenfalls ist die Beschreibung der Eigenschaften des Wasserstoffs in elektrischen oder magnetischen Feldern in diesem Modell nur begrenzt möglich. Abhilfe schafft nur eine Betrachtung eines Modells, das ausschliesslich auf der Quantenmechanik basiert(siehe Kapitel 9).
In diesem Abschnitt betrachten wir Atome bei denen sich ein Elektron in einem
Zustand mit einer sehr grossen Hauptquantenzahl
befindet. Solche
Atome werden Rydberg-Atome genannt und sind ein wichtiger Bestandteil der
Grundlagenforschung über die Wechselwirkung einzelner Photonen mit einzelnen
Atomen. Rydberg-Atome besitzen folgende Eigenschaften:
. In Experimenten wurden
bereits Rydberg-Atome mit einem Durchmesser von bis zu
m
erzeugt. Dadurch sind Rydberg-Atome im Vergleich zu einem Atom im
Grundzustand bis
mal grösser.
besitzt. Rydberg-Atome
verhalten sich also wie Wasserstoffatome mit hoher Hauptquantenzahl
und können durch das Bohr-Sommerfeld-Modell annähernd gut
beschrieben werden.
aus
und zeigen daher eine sehr starke Wechselwirkung mit Licht.
beim wechseln der
Bahn (Verringerung der Hauptquantenzahl
um 1) nach (8.19) eine
Übergangsfrequenz
von
s.
bei grossen
sehr klein wird.In der Realität kann man Rydberg-Atome mit Hauptquantenzahlen
bis zu 350
beobachten. Mit Hilfe von Rydberg-Atome konnte man Grössen wie Energieniveaus
oder Lebensdauern für Quantenzahlen experimentell bestimmen, die bis dahin nur
theoretisch zugänglich waren.
Bisher haben wir in spektroskopischen Experimenten beobachtet, dass die Bindungsenergie von Elektronen in Atomen quantisiert ist. Wir betrachten nun ein Elektronenstoss-Versuch, mit welchem James Franck und Gustav Hertz 1914 (unabhängig von optischer Spektroskopie) die Existenz von diskreten Energieniveaus im Atom nachwiesen2.
Beim Franck-Hertz-Experiment (siehe Abb. 8.7) werden in einer mit Quecksilberdampf (von kleinem Druck) gefüllten Röhre Elektronen von der Glühkathode K emittiert und im elektrischen Feld zwischen Kathode K und Gitter G beschleunigt. Weiter aussen befindet sich die Auffängerelektrode A, die gegen das Gitter eine negative Spannung von 0.5 V hat.
Gemessen wird nun der Strom
im Auffängerkreis als Funktion der
Beschleunigungsspannung
. Aus dem Messergebnis (siehe Abb. 8.8) wird
ersichtlich, dass der Auffängerstrom Maxima durchläuft, die von mehr oder weniger
scharfen Einbrüchen gefolgt sind. Die Maxima sind gleichmässig verteilt mit einem
Abstand von jeweils 4.86 V.
als
Funktion der Beschleunigungsspannung
.Die Interpretation für das erhaltene Messresultat ist folgende: Die beschleunigten
Elektronen stossen mit den Quecksilberatomen zusammen. Wenn die kinetische
Energie
des Elektrons 4.86 eV übersteigt, werden inelastische Stösse
möglich. Dabei handelt es sich aber um besondere inelastische Stösse: Der
Energieverlust des Elektrons beträgt jedes Mal ziemlich genau 4.86 eV. Da das
Massenverhältnis der Stosspartner sehr klein ist (Elektronenmasse
/ Masse
Quecksilberatom
=
), wird nach dem Impulserhaltungssatz nur
ein sehr kleiner Bruchteil (Grössenordnung
) der kinetischen Energie
des Elektrons in Form von kinetischer Energie auf das Quecksilberatom
übertragen. Beinahe der gesamte Energieverlust des Stosselektrons wird in der
Elektronenhülle des Quecksilberatoms gespeichert. Die kinetische Energie
des Elektrons nach dem inelastischen Stoss ist deshalb annähernd gegeben
durch
wobei
die Geschwindigkeit vor (nach) dem Stoss ist. Dabei haben wir die
Approximation
vorgenommen, was nach den oben aufgeführten
Betrachtungen gerechtfertigt ist. Ausserdem wird die thermische Geschwindigkeit der
Quecksilberatome und die Geschwindigkeitsverteilung der aus der Kathode
austretenden Elektronen vernachlässigt.
Wir gehen noch etwas genauer auf die charakteristische Form der Messkurve ein. Der
erste Abfall des Auffängerstroms wird bei der Beschleunigungsspannung
beginnen, wobei
die Austrittsarbeit der Elektronen aus
der Kathode ist. Das Elektron wird in diesem Fall gerade noch einen inelastischen
Stoss machen können und danach still stehen. Wenn die kinetische Energie des
Elektrons nach dem Stoss mehr als 0.5 V beträgt, so vermag es noch gegen die
Gegenspannung von 0.5 V anzulaufen und trägt zum Auffängerstrom bei. Folglich
wird bis zu einer Beschleunigungsspannung von
V der
Auffängerstrom sinken und beim Überschreiten dieser Spannung wieder ansteigen. Bei
weiterer Steigerung der Beschleunigungsspannung vermag das Elektron noch einen
zweiten, dritten, vierten ... inelastischen Zusammenstoss ausführen. Da es jedes Mal
die Energie von 4.86 eV verliert folgen die Maxima bzw. Abfälle der
-Kurve in
Abständen von 4.86 V aufeinander.
Wir schliessen aus diesen Beobachtungen, dass die Elektronenhülle eines
Quecksilberatoms Energie nur in diskreten Quanten von 4.86 eV aufnehmen kann.
Dies ist ein weiterer unabhängiger Hinweis auf das Vorhandensein von diskreten
Energieniveaus in Atomen. In diesem Experiment wird das Quecksilberatom aus dem
Grundzustand in einen angeregten Zustand gehoben, dessen Energie um 4.86
eV höher liegt. Tatsächlich findet man auch eine entsprechende Linie im
optischen Spektrum des Quecksilberatoms bei
eV bzw.
Å .
Es bleibt jetzt noch die Frage zu klären, was mit dieser Energie geschieht, die in der
Elektronenhülle des gestossenen Quecksilberatoms gespeichert ist. Es zeigt sich, dass
die Quecksilberatome nicht lange in diesem angeregten Zustand bleiben,
sondern innerhalb einer Zeit von ungefähr
s unter Emission eines
Photons der Energie
eV in den Grundzustand zurückfallen. Die
Wellenlänge des emittierten Lichts ist gegeben durch
Å . Diese
Strahlung kann im Franck-Hertz-Experiment ebenfalls direkt beobachtet
werden.
Bei einer verfeinerten Messanordnung erhält man mehrere Maxima und Minima
in der
-Messkurve. Es zeigt sich also auch im Stossexperiment die
Tatsache, dass das Quecksilberatom viele angeregte Zustände, d.h. viele
diskrete Energieniveaus besitzt. Es kann auch vorkommen, dass ein Atom durch
einen ersten Elektronenstoss in ein langlebiges, ein sogenanntes metastabiles
Energieniveau gehoben wird. Bevor es dann in den Grundzustand zurückfällt,
kann es durch einen zweiten Stoss in ein noch höhere Energieniveau gehoben
werden.
Die Absorption und Emission von elektromagnetischer Strahlung durch Atome werden durch die sogenannten Einstein-Koeffizienten beschrieben. Im thermischen Gleichgewicht erlauben sie eine alternative Herleitung des Planckschen Strahlungsgesetzes (5.22), das wir bereits in Kapitel 5 kennengelernt haben.
Wir betrachten
Atome im thermischen Gleichgewicht mit einem
elektromagnetischen Strahlungsfeld der spektralen Energiedichte
bei einer
Temperatur
. Des Weiteren betrachten wir Atome mit diskreten Energieniveaus,
wie wir sie in diesem Kapitel kennen gelernt haben. Betrachten wir nun vereinfachend
nur zwei dieser Energieniveaus
und
, so gibt es nach Einstein drei
verschiedene physikalische Prozesse, die für einen Übergang zwischen diesen Niveaus
verantwortlich sind (siehe Abb. 8.9):
und
.
aus dem
elektromagnetischen Feld wird das Atom vom tieferen Energieniveau
ins höhere Energieniveau
angehoben.
nach einer
gewissen Zeit (mittlere Lebensdauer des Energieniveaus) spontan unter
Emission eines Photons der Energie
ins tiefer liegende
Energieniveau
fällt. Dementsprechend wird dieser Vorgang spontane
Emission genannt.
nach
durch ein Photon der Energie
aus dem
elektromagnetischen Feld eingeleitet oder wie es der Name sagt stimuliert.
Dabei wird ein weiteres Photon der Energie
ausgesendet.
Es sei hier bemerkt, dass die stimulierte Emission in Lasern zur Erzeugung
von kohärentem Licht eingesetzt wird.Wir nehmen nun an, dass sich
Atome im Zustand
und
Atome im
Zustand
befinden, wobei gilt
. Wir betrachten die Übergänge von
nach
und
nach
getrennt:
der Atome, die durch Wechselwirkung mit dem
elektromagnetischen Feld der spektralen Energiedichte
in einem
Zeitintervall
durch Absorption eines Photons von
nach
übergehen,
ist gegeben durch wobei
der Einsteinsche B-Koeffizient ist und für die Wahrscheinlichkeit
steht, dass ein Atom ein Photon der Frequenz
absorbiert.
der Atome, die durch Wechselwirkung mit dem
elektromagnetischen Feld der spektralen Energiedichte
im Zeitintervall
durch spontane oder stimulierte Emission eines Photons von
nach
übergehen, ist gegeben durch Dabei ist
der Einsteinsche A-Koeffizient und steht für die Wahrscheinlichkeit,
dass ein Atom spontan ein Photon der Frequenz
emittiert.
ist ein
weiterer Einsteinscher B-Koeffizient und steht für die Wahrscheinlichkeit,
dass ein Atom durch Wechselwirkung mit einem Photon der Frequenz
zur Emission eines weiteren Photons der Frequenz
stimuliert
wird.
Aus (8.53) und (8.54) ergeben sich die Differentialgleichungen für den zeitlichen
Verlauf der Anzahl Atome
und
in den Zuständen
und
. Die
Änderung
pro Zeitintervall
der Anzahl Atome im Zustand
ergibt sich
aus der Differenz zwischen der Anzahl Atome
, die im Zeitintervall
von
nach
übergehen und der Anzahl Atome
, die im Zeitintervall
von
nach
übergehen
Analog ergibt sich die Änderung
pro Zeitintervall
der Anzahl Atome im
Zustand
aus der Differenz zwischen der Anzahl Atome
, die im
Zeitintervall
von
nach
übergehen und der Anzahl Atome
, die im
Zeitintervall
von
nach
übergehen
Einsetzen von (8.53) und (8.54) liefert die folgenden Differentialgleichungen
Im thermischen Gleichgewicht streben die Anzahl Atome
und
in den
Zuständen
und
gegen einen konstanten Wert (siehe Abb. 8.10), d.h. die
Ableitungen
und
verschwinden.
und
in den Zuständen
und
als Funktion der Zeit für die Temperaturen (a)
K und (b)
K.
Als Anfangszustände haben wir jeweils
und
gewählt.Daraus folgt
Diese Gleichung ist gleichbedeutend mit der Aussage, dass im thermischen
Gleichgewicht die Anzahl Übergänge von
nach
im Zeitintervall
identisch
mit den Anzahl Übergängen im Zeitintervall
von
nach
ist, d.h. es
gilt
Aus (8.59) ergibt sich für die spektrale Energiedichte
der folgende
Ausdruck
Wir nehmen an, dass die Anzahl der Atome
und
in den Zuständen
und
im thermischen Gleichgewicht durch die klassische Maxwell-Boltzmann-Verteilung
gegeben ist
wobei
eine Konstante ist. Damit folgt für das Verhältnis der Zahl der Atome
im Zustand
zur Zahl der Atome
im Zustand
Einsetzen in (8.61) ergibt
Für
muss gelten
. Daraus folgt, dass die beiden B-Koeffizien-ten
identisch sein müssen
D.h. die Wahrscheinlichkeiten für Absorption und stimulierte Emission sind gleich.
Damit ergibt sich für die spektrale Energiedichte
Für sehr kleine Frequenzen, d.h.
gilt das Rayleigh-Jeans-Gesetz
Entwickeln wir nun (8.67) für kleine Frequenzen (
) dann erhalten
wir
Der Vergleich mit dem Rayleigh-Jeans-Gesetz (8.68) liefert für das Verhältnis der Einstein-Koeffizienten
Mit anderen Worten die Wahrscheinlichkeiten für spontane Emission und Absorption sind proportional zueinander. Einsetzen in (8.67) liefert nun das folgende Resultat
Dies ist das Plancksche Strahlungsgesetz (5.22), das wir bereits in Kapitel 5
kennengelernt haben, hergeleitet aus den Prozessen der Absorption und Emission
von elektromagnetischer Strahlung in einem Atom der Übergangsfrequenz
.
Diese Beobachtung kann mit Methoden der klassischen Physik nicht erklärt werden. Klassische Theorien würden beliebige Elektronenenergien und somit kontinuierliche Spektren vorhersagen, zudem versagen sie bei der Erklärung der Stabilität von Atomen.
Als erster Ansatzpunkt zur Erklärung der Spektren von Atomen gilt
das Ritzsche Kombinationsprinzip, das besagt, dass die Frequenz
jeder Spektrallinie eines Atoms als Differenz zwischen zwei sogenannten
Spektraltermen
und
darstellen lässt und dass jede Atomsorte
einen für sie charakteristischen Satz von Spektraltermen
besitzt.
wobei die ganzen Zahlen
und
, die sogenannten Hauptquantenzahlen, den
Anfangszustand bzw. den Endzustand bezeichnen und
die Rydberg-Konstante ist.
wobei der kleinste Bahnradius
m Bohrscher Radius
genannt wird und üblicherweise mit
bezeichnet wird.
bewegt, erweitern. Berücksichtigt man zudem noch die
Bewegung des Kerns, so ergibt sich zur Beschreibung der Spektren von
wasserstoffähnlichen Systemen folgende allgemeine Formel
wobei
die Kernmasse bezeichnet.
der Elektronen
Dabei ist
eine zweite Quantenzahl und
die
Feinstrukturkonstante.
befindet und die ein wichtiger Bestandteil der Grundlagenforschung
sind.
und
eines Atoms, so gibt es nach
Einstein die drei physikalischen Prozesse Absorption, spontane und stimulierte
Emission, die für einen Übergang zwischen diesen Niveaus verantwortlich sind.
Diese Prozesse werden durch sogenannte Einstein-Koeffizienten beschrieben. Im
thermischen Gleichgewicht erlauben sie eine alternative Herleitung des
Planckschen Strahlungsgesetzes.